Die permanente Selbstoptimierung ist für’n Arsch

Seit einem Jahr teste ich Online Business Modelle. Neben den Möglichkeiten, finanziell unabhängig zu werden, wird aber auch eine Menge Schwachsinn verbreitet. Im Gewand von Erfolg und Wertschöpfung tschakkert eine erleuchtete Masse von Optimierern durch die Sozialen Medien und nervt ihre Umwelt, wie ein weggespucktes Kaugummi.

Ein Erklärungsversuch mit Autos

Es gibt jede Menge unterschiedliche Arten von Autos. Die einen können viel laden, die anderen bringen deine Familie besonders sicher von A nach B. Für die einen ist ein Auto Status und für andere wiederum ein Kunstobjekt. Aber am Ende sind sie alle dafür da, deine Mobilität zu gewährleisten und bedeuten für die Menschheit damit ein Stück Freiheit.

Nutzen über die Transportfunktion hinaus

Es gibt billige Autos, welche die Grundanforderung an die Mobilität erfüllen und teure, die einen schon im Stand durch den Duft von Leder und Holz begeistern können. Einige Autos sind auf Performance und Geschwindigkeit ausgelegt, andere auf Bequemlichkeit und Luxus. Je nach Budget, Transport- und Statusbedürfnis findet jeder sein Vehikel oder nutzt die automobile Flexibilität per Mietwagen, Bus oder Taxi.

Individualisierung und Optimierung

Wiederum einige statten ihre Autos mit der gesamten Optionsliste aus und andere pimpen ihre Karre mit allem was (zumindest ihnen) gefällt. Individuelles Design, Schnelligkeit, Audio/Videosysteme, Komfort… der Markt ist voll mit Möglichkeiten und Angeboten für allen sinnvollen und -freien Kram.

Wettbewerbe für Autos aller Art

Mit einem extremem Aufwand werden Rennwagen an ihre technisch machbaren Grenzen geführt, um beispielsweise als Schnellster 70 Mal im Kreis zu fahren. Klingt affig, macht aber einen Heidenspaß, sowohl als Zuschauer als auch als Fahrer! Je extremer die Boliden aber an ihre Limits konstruiert werden, desto weiter entfernen sie sich von der eigentlichen Idee des Autos. Die Nutzungsdauer beschränkt sich auf wenige Rennen und an eine Verwendung für den Transport bzw. die mobile Freiheit ist nicht mehr zu denken. Nach ein paar Rennrunden war’s das mit der Qualität.

Wettbewerb im Markt für Klein- und Mittelklasse Autos

Ähnlich wie das Ausreizen der technischen Limits im Renn-Business, ist das vorrangige Ziel im Massenmarkt, im Wettbewerb mithalten zu können. Neue Funktionen, höhere Standards, Innovationen vor der Konkurrenz herausbringen. Die Anzahl der Rückrufaktionen zeigt, dass es längst nicht mehr um die Sicherung der Mobilität geht. Es wird kopiert, geschmiert, übernommen, aufgekauft und gegen die Produktpiraten gekämpft. Die wichtigste Eigenschaft ist es, Kunden mit immer besseren Methoden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Die Qualität leidet unter der falschen Zielsetzung, was dem eigentlichen Ziel Sicherung der Mobilität schadet.

Zurück zum eigentlichen Thema der Selbstoptimierung

Mit der Selbstoptimierung ist es wie mit den Autos. Wenn ich durch meine Facebook Timeline scrolle, habe ich den Eindruck, dass man nur noch zählt, wenn man sich selbst bis an den Anschlag dem einzigen Ziel „Erfolg, Erfolg, Erfolg“ hingibt. Ich sehe, wie sie sich in Seminaren mit immer mehr Energie und Skills vollpumpen, damit sie endlich durchhalten und ihr Ziel erreichen – den Erfolg! Und sie könnten rennen, bis ans Ende der Welt. Sie haben jetzt gelernt, wie man rennt. Zeit optimieren, Psyche und Geist optimieren, breitere Nasenflügel für mehr Luftzufuhr bohren und trainieren, trainieren, trainieren… um immer besser, optimierter und glatter zu werden! Alle sind bis an den Rand voll mit Motivation, Energie und der Überzeugung: „NUR so kannst du einfach ALLES erreichen“!

Tschakkaaa… Du schaffst es!

Und ich mittendrin. Vollgepumpt mit Adrenalin und bis unter den (spärlichen) Haaransatz voll mit Skills, Wissen und dem unbedingten Willen zum Erfolg. Jedem hektisch versichernd, dass auch er alles schaffen kann! Ja, und es kann tatsächlich jeder schaffen! Ganz ehrlich! Wenn du es willst, kannst du es! Trainiere, lerne, stülpe deinen Mindset von Innen nach Außen und wieder zurück! Eine energiegeladene Atmosphäre, wie sie motivierender kaum sein kann! Alle sind kurz vorm Start, zappeln wie die Rennpferde, atmen wie die Stiere, haben die Kraft von 100 Pferden, kennen ihr Warum… lustigerweise weiß kaum einer mehr wofür das ganze eigentlich ist. Das ist wie Mitarbeiter mit Kaffee vollzupumpen, damit sie auch nachts arbeiten können und dann haben die gar nichts zu tun. Warum? Ach ja genau, um ein gestecktes Ziel möglichst schnell und ressourcensparend zu erreichen. Sicherung der Mobilität heißt hier Sicherung des Einkommens. Reiner Fokus auf Selbstoptimierung ist für mich wie einen Rennwagen auf 70 Rennrunden zu konstruieren, oder?

Selbstoptimierung als Ziel und Selbstzweck

Ich muss zugeben, dass ich selbst mittendrin war (und bin) und mir selbst einen unglaublichen, künstlichen Druck geschaffen habe. Ich muss in der-und-der Zeit das-und-das geschafft haben. Ich muss toll aussehen und hippe Sachen machen. Ich muss das was ich tue möglichst gut machen. Möglichst gut ist aber nicht was ich kann sondern was es an Tools gibt, die genau das noch besser machen. Da ich den richtigen Mindset habe, lerne ich das natürlich schnell. Und das auch noch. Und das. Und dann macht ein Anderer das noch besser und schneller und ist vom Schuhputzer in 20 Stunden zum Trilliardär geworden! Und du kannst das auch! Ja, du kannst das tatsächlich. Jeder kann das. Klar, man muss kein Trilliardär sein, aber ein 9-5 Schuhputzer will auch keiner sein. Aber was dann? Irgendwas dazwischen? Und genau diese Abstufung und der Blick dafür, wo man eigentlich genau hin will, ist der Punkt in der Selbstoptimierung, wo der Wettbewerbswahn dein eigentliches Ziel kapert. Reine Hektik allein hat noch nie einen einzigen Euro verdient.

Finanzielle Freiheit und Ortsunabhängigkeit für mehr Leben

Ich habe irgendwann gedacht, dass ich mit meinem Mindset die Pflicht habe mein Potential auszureizen. Dabei will ich einfach nur meine Ruhe haben. Finanziell frei sein und mein Leben leben. Ich will, dass alle Rechnungen immer sicher bezahlt sind, was auch immer das für jeden Einzelnen bedeutet. Der eine will eine Yacht oder einen Sportwagen. Auch das gehört dann zu den Rechnungen, die sicher bezahlt werden müssen. Ich weiß nicht wie es dir geht, aber ich will nur das haben, was ich auch nutzen kann. Und damit meine ich definitiv nicht „ich brauche nichts, mir ist Geld nicht wichtig“. Mir ist Geld extrem wichtig, denn Geld ist Freiheit. Deshalb formulierte ich oben das Ziel Sicherung des Einkommens. Im letzten Jahr ist mein Konto leider dennoch unter die Räder gekommen, während ich im 120%-Tschakka-Modus zig Marathonnen im Kreis gelaufen bin und die Tour de France auf einem stehenden Indoor-Fahrrad gewonnen habe. Ich ich ersetzte unbewußt mein Einkommenssicherungsziel durch ein höher-schneller-weiter-Ziel.

Selbstoptimierung und die neue Arschkarte

Es macht einfach keinen Sinn, sich amokartig selbst zu optimieren und jedes Tschakka-Seminar zu besuchen, welches nur eins zum Ziel hat: Du bist dabei, du bist drinnen, alle anderen sind doof und draußen, denn sie wollen keinen Erfolg haben. Alles was du lernst ist, euphorisch herumzuhippeln und mit dem (tschakkaa!) Gewinnergefühl deine Kreditarschkarte durch die Kreditkartenarschspalte des Veranstalters zu ziehen. Aber gelernt hast du nichts, was dich wirklich voran bringt. Du hast gelernt dich mit Energie vollzupumpen, beim nächsten Event wieder dabei zu sein und andere damit anzustecken, das war’s. Reine Selbstoptimierung ist wie eine Droge, die nach ein paar Tagen abklingt. Eine Einschätzung, ob ein Geschäft valide ist, wie eine Wertschöpfungskette aussieht, was in der Bilanz steht und welche Faktoren für die Nachhaltigkeit von Umsätze sorgen… Kein Wort darüber, nicht mal auf Nachfrage. Wenn du wenigstens gelernt hättest, wie man WordPress bedient… Damit könntest du wirklich was anfangen.

So, genug Tschakka und Selbstoptimierungsbashing

Ja, das musste mal gesagt werden. Nach meinem Online-Business-Modelle-Testjahr, mit viel lustigem Tschakka und dem Erlernen von echten Strategien, möchte ich eine kurze Zusammenfassung geben:

  1. Ein Ziel ist nie ein Geldbetrag.
  2. Wenn du das Business Modell nicht wirklich verstehst und erklären kannst wo das Geld eigentlich entsteht, lass‘ die Finger davon.
  3. Wenn du keine Kontrolle über das Produkt hast, egal wie viel Millionen es verspricht, lass die Finger davon.
  4. Lerne die Fertigkeiten, die es braucht, um dein Ziel zu erreichen. Prüfe ob sie nachhaltig sind, um direkt einen Wert herzustellen (z.B. Landigpages bauen, Funnels erstellen etc. oder etwas machen, das anfassbar, essbar, trinkbar, muskelentspannend, schmerzlindernd… du weißt schon)
  5. Lerne genau den Tschakkakram, der dir hilft dein Ziel zu erreichen und nicht mehr. Gewisse Techniken zur Eigenmotivation und zum Habitbreaking, um flockiger arbeiten zu können, sind wichtig.
  6. Wenn es nicht zu deinem Ziel führt, lass es liegen.
  7. Wenn es keinen Spaß macht, ist es früher oder später für’n Arsch.

Bonus: Diversifizierung ist eine kack Ausrede, um sich nicht entscheiden zu müssen. Um etwas aufzubauen braucht es Fokus. Diversifizieren macht erst Sinn, wenn du es mit dem ersten Modell geschafft hast. Versuche vorher zu diversifizieren sabotieren deinen Fokus und damit bist du raus.

Also, entfache deine unaufhaltbare Energie und entwickle deinen tödlichen Biss für deine Beute. Fokussiert, erfolgreich und mit ein bisschen Tschakka, natürlich. Sonst wirkt es unglaubwürdig.

Auf zur Sicherung der eigenen Freiheit durch ein sicheres Einkommen!

Abmoderation

Ich bedanke mich bei meinen Inspiratoren, die mich in den letzten 18 Monaten mit wirklichen Skills ausgestattet haben. Gezündet wurde das ganze durch Jannis Riebschläger der mich, quasi ohne es zu wissen, dazu zwang einen Blogartikel zu schreiben, auf welchen meine beste Quelle der Inspiration Mr. „Einfach-ist-zu-kompliziert“ Ralf Schmitz aufmerksam wurde, was kettenreaktionär zu weiteren genialen Inspirateuren führte wie: Alex Fischer, Dirk Michael Lambert, Pascal Feyh, Said Shiripour, Flo Marco+Alexander Marci, Daniel Gaiswinkler, Dieter Walter Liedtke, André Loibl, Christian Bischoff und viele andere… um hier nur die europäischen zu nennen. Das waren tatsächlich diejenigen, deren Informationen in meinem Kopf Schaltkreise verändert haben. Dazu kommen natürlich ganz viele liebgewonnene und inspirierende Menschen, die meinen Weg besonders gekreuzt, begleitet oder sonst wie entscheidend berührt haben.

Wo wir grad bei Dankbarkeit sind…

Ganz besonderer Dank für lebensverändernde Impulse gilt auch meinen nomadesquen, inspirierenden Lieblingen Johannes Völkner, Marcus Meurer+Feli Hargarten (ohne die DNX hätte ich Ralf Schmitz und die ganze Online Marketing Baggage gar nicht kennen gelernt), Tim Chimoy, Shayna Ferreira de Oliveira und überhaupt an den gesamten Tribe der Digitalen Nomaden und Verrückten da draußen!

Und unvorstellbar großen Dank an den Architekten der digitalen Revolution: Tim Ferriss.

Lustig, eigentlich wollte ich nur das Thema „amokartige Selbstoptimierung“ anhand von Autos erklären. Irgendwie hat sich der Artikel dann verselbstständigt und ich habe gerade, speziell bei der Abmoderation, für mich lebensverändernde, wahnsins emotionale Momente wieder erlebt. Ein kleiner Einblick in mein Leben der letzten 18 Monate auf Mallorca, in der Schweiz, Deutschland und virtuell auf Hawaii.

HINWEIS: Keiner der in der Abmoderation genannten Personen ist mit meinem Tschakka-Bashing gemeint. Jeder einzelne der genannten ist großartig und absolut zu empfehlen! Ich hoffe nur, ich habe keinen vergessen…

Ich werde jetzt weiter für euch Online Business Modelle zum ortsunabhängigen Arbeiten testen und außerdem die Techniken der meiner Meinung nach wirklich guten Tschakka-Trainer ausprobieren.

Wenn du zum Thema Fragen hast, melde dich gern bei mir via Kontaktformular oder komm in unsere neue Facebook Gruppe!

Auf zu neuen Taten!

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Oliver Benedict

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Online Professional und Online Marketer aus Leidenschaft. Seit 1999 im Business und spezialisiert auf Online Business Modelle und Online Marketing. Meine Mission ist es, Menschen dazu zu inspirieren, das Leben zu leben, das sie sich erträumen, indem ich Möglichkeiten aufzeige, wie sie ihren Traum verwirklichen und leben können. Kontaktiere mich gern, wenn du Fragen hast!

2 Comments

  1. Toschi
    13. März 2018

    Toller Beitrag und eine schöne Metapher mit den hochgezüchteten Autos :-).

    Ja, Online Business ist ein Geschäft das jeder erlernen kann. Das ist das coole an der Sache.
    Schwieriger ist der Punkt, dass es erlernt werden darf! 😉

    Dabei hilfst Du Oliver aber sehr gut, und darum hat mir der Blogbeitrag auch so gefallen. Danke dafür!

    Antworten
  2. Oliver Benedict
    13. März 2018

    Danke, Toschi, für Deinen Kommentar! Da liegen wir komplett auf einer Wellenlänge und sprechen in unseren Artikeln von dem selben Anbieter! 😉

    Für alle, die einen weiteren Einblick in Tschakka-Seminare haben wollen, hier noch ein Lesetipp:
    https://marketing-autopilot.com/gier/

    Antworten

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